Von Kohlenstoffdioxid geht in der in Innenräumen typischerweise gefundenen Konzentration keine toxische Wirkung aus, aber es ist ein ausgezeichneter Indikator für zahlreiche flüchtige Substanzen und Geruchsstoffe, die der menschliche Körper abgibt. Dass eine hohe CO2-Konzentration ein Hinweis für schlechte Luft ist, ist keine neue Erkenntnis. Die grundlegenden Forschungen dazu betrieb der deutsche Chemiker und Hygieniker Max von Pettenkofer bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. 1858 schlug Pettenkofer erstmals einen „CO2-Grenzwert“ von 1000 ppm vor, bei höheren Konzentrationen sei die Luft nicht mehr hygienisch rein und das Wohlbefinden der Menschen nehme ab. Auch heute noch wird der „1000-ppm-Wert“ in vielen Richtlinien als Orientierungswert für die Raumluft herangezogen.
Insbesondere in Schulräumen, also in geschlossenen Räumen, in denen sich viele Personen lange Zeit aufhalten, kommt der CO2-Konzentration große Bedeutung zu. Hohe CO2-Gehalte führen zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen. Dies hat einen besonders negativen Effekt auf die Leistungsfähigkeit der Schüler und Schülerinnen. Hinzu kommt noch ein erhöhtes Infektionsrisiko für Krankheiten, da sich auch mit Krankheitserregern belastete Aerosole in den Innenräumen anreichern können.
Wo auch immer in österreichischen oder deutschen Klassenräumen die Luftqualität gemessen wurde, fielen die Ergebnisse erstaunlich schlecht aus. Ein wesentlich Grund dafür ist, dass Gebäude aus energetischen Gründen immer luftdichter gebaut werden, ohne dass für einen hygienisch ausreichenden Luftwechsel gesorgt wird. In einer 2008 veröffentlichten Studie des Umweltbundesamtes gemeinsam mit der IBO Innenraumanalytik OG und dem Institut für Umwelthygiene/Meduni Wien („LuKi“-Studie) entsprach kein einziger geprüfter Klassenraum den Mindestvorgaben der Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft des Arbeitskreises Innenraumluft des damaligem BMNT und der österreichische Akademie der Wissenschaften in Bezug auf CO2. Auch die Österreichische Ärztekammer warnt vor zu schlechter Luft in Schulen (Link).
Ratschläge, wie die Aufforderung besser zu lüften, gehen ins Leere, da in modernen fugendichten Räumen etwa alle 15 Minuten gelüftet werden müsste, um ausreichend Frischluft zuzuführen. Ganz zu schweigen von Klassenräumen an dicht befahrenen Straßen oder Klassenzimmern an kalten Wintertagen, Situationen, in denen erfahrungsgemäß gar nicht gelüftet wird.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Bau von Schulen ohne mechanischer Lüftungsanlagen nicht nur den Vorgaben der Bauordnung widerspricht, sondern auch ohne Inkaufnahme deutlicher Leistungsverluste unmöglich ist. All das muss nicht sein: Durch den Einbau einer Hybridlüftung (Mischung aus Fenster- und Komfortlüftung) werden ausreichend Frischluft zu- und Schad- bzw. Geruchsstoffe abgeführt, was zur Sicherstellung einer optimalen Raumluftqualität für unsere Kinder beiträgt.
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- Klassenzimmer: P.Tappler