- Wenn viele Menschen im Raum sind, fehlt der Sauerstoff.
- Ein Haus muss atmen können.
- Ich kann nicht lüften, weil die Luft draußen so schlecht ist.
- Wenn ich mein Haus dämme, lebe ich in einem „Plastiksackerl“.
- Schimmel wächst durch die Wand.
- Bio-Ethanolöfen geben keine gefährlichen Emissionen ab.
Mythos 1: Wenn viele Menschen im Raum sind, fehlt der Sauerstoff.
Diese Aussage ist falsch! Sauerstoff ist immer genug vorhanden, nämlich etwa 21%. Wenn davon ein bisschen veratmet wird, ist immer noch mehr als genug vorhanden. Mit dem Sauerstoff eines gut luftgedichteten Wohnzimmers (20 m² mit 2,6 m Raumhöhe) könnten drei Personen mehrere Tage auskommen. Das eigentliche Problem stellt viel mehr das von den Menschen ausgeatmete Kohlenstoffdioxid (CO2) dar. Die CO2-Belastung würde aber bereits nach 2 Stunden mehr als 1.000 ppm (österreichischer Richtwert für Räume, die zur Regeneration dienen) liegen. CO2 selbst ist zwar in den in Räumen gemessenen Konzentrationen nicht gefährlich, erhöhte Konzentrationen führen jedoch zu Müdigkeit und Kopfschmerzen und vermindern stark die Leistungsfähigkeit. Ein erhöhter CO2-Gehalt ist überdies ein guter Indikator für zahlreiche flüchtige Substanzen und Geruchsstoffe, die der menschliche Körper abgibt.
Bei schlechter Lüftung steigt vor allem die Konzentration der vom Menschen abgegebenen flüchtigen Luftinhaltsstoffe (hauptsächlich VOCs und VVOCs – very volatile organic compounds). (V)VOCs machen müde und erzeugen mit Geruchsstoffen die typische Wahrnehmung nach „abgestandener Luft“.
Mythos 2: Ein Haus muss atmen können.
Diese Aussage wird meistens falsch interpretiert. Richtig ist, dass die Wände eines Hauses offenporig und damit aufnahme- und abgabefähig für Luftfeuchtigkeit sein sollten. Oftmals wird aber geglaubt, dass eine gewisse Luftdurchlässigkeit der Wandkonstruktion oder der Fenster gegeben sein sollte oder sogar wünschenswert sei. Dieser Mythos kommt vom Fehlschluss, dass eine starke, luftdichte Wärmedämmung (meist aus Polystyrol-Werkstoffen) für unhygienische Innenluft verantwortlich sei.
Abgesehen davon, dass diese „Atmungsfähigkeit“ stark vom Außenklima abhängen würde, führen luftdurchlässige (falsch ausgeführte) Konstruktionen zu:
- Energieverlust
- Bauschäden (Kondensation)
- Behaglichkeitsproblemen (Zugerscheinungen)
- im Extremfall sogar zu Lebensgefahr – nämlich dann, wenn die Rauchdichtheit zu anderen Brandabschnitten nicht gegeben ist.
Mythos 3: Ich kann nicht lüften, weil die Luft draußen so schlecht ist.
Diese Aussage ist meist falsch. Jeder Kubikmeter Luft stammt letztendlich von draußen. Bei sehr starken momentanen Belastungen durch Stäube (z.B. durch eine Baustelle) kann ein geschlossenes Fenster helfen, diese weitgehend draußen zu halten, bei flüchtigen Stoffen, wie beispielsweise Verkehrsabgasen, hilft dies nicht. Ohne regelmäßiges Lüften entsteht ein unhygienisch geringer Luftwechsel und die Innenraumluft wird durch menschliche Ausgasungen sowie durch Ausgasungen des Innenausbaus, der Einrichtungsgegenstände, etc. belastet – das wird sich durch gesundheitliche Wirkungen bemerkbar machen.
Eine Lösung bei dichtbefahrenen, lauten Straßen ist der Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung im Idealfall mit Wärmerückgewinnung. Die Ansaugung der Außenluft sollte an einer von der Straße abgewandten Stelle erfolgen.
Mythos 4: Wenn ich mein Haus dämme, lebe ich in einem „Plastiksackerl“.
Dieser Mythos ist zwar psychologisch verständlich, aber raumlufthygienisch ohne Bedeutung. Meist wird geglaubt, dass eine Außendämmung Einflüsse auf die Innenraumluft und deren Qualität hat, was jedoch nicht der Fall ist (siehe auch Mythos 2). Wahr ist, dass bei aufsteigender Feuchtigkeit eine dichte Außendämmung oft die Feuchte an der Innenseite der Wände ansteigen lässt, was das Risiko für Schimmelbildung stark erhöht. In solchen Fällen muss jedoch die Ursache für die Mauerfeuchtigkeit unterbunden werden (z.B. durch eine Horizontalabdichtung).
Auch der Glaube, dass freigesetzte Schadstoffe der Polystyrol-Außendämmung ins Hausinnere übertragen werden, ist falsch. Darüber hinaus gibt es heutzutage eine Vielzahl an anderen Dämmmaterialien, die ökologischer sind als Dämmung auf Polystyrol-Basis.
Fakt ist, dass eine gute Außendämmung des Gebäudes den Energiebedarf deutlich senkt.
Mythos 5: Schimmel wächst durch die Wand.
Dieser Mythos ist (fast immer) falsch. Obwohl es theoretisch Situationen geben kann, bei denen Schimmel durch die Wand wächst, läuft die Schimmelentstehung nahezu immer oberflächlich ab. Die in der Innenraumluft ubiquitär vorhandenen Schimmelsporen lagern sich nämlich vom Raum her an Wände an und beginnen dann auszukeimen, wenn ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffe vorhanden sind. Der Prozess ist zudem von vielen anderen Faktoren, wie z.B. pH-Wert der Wand und Temperatur, abhängig und kann unterschiedlich lange dauern. Irgendwann wird dann das gefärbte Mycel als „Schimmelbefall“ an der Wandoberfläche sichtbar. Bei Putzschäden kann der Schimmel mitunter in die obersten Schichten der Wand eindringen, im Mietrecht wäre dann ein „Ernster Schaden des Hauses“ gegeben.
In sehr seltenen Fällen kann es bei sehr porösen Wänden im Wandinneren zu mikrobiellem Wachstum kommen, an dem auch Actinobakterien beteiligt sein können.
Die Sanierung von Schimmelschäden erfolgt daher in der Regel oberflächlich mechanisch von der Wandinnenseite aus, bei starken Putzschäden oder alten Schäden (Geruch!) muss dieser ebenfalls entfernt und neu aufgebaut werden. Ein Desinfizieren des Raumes (Vernebeln von Wirkstoffen) ist nicht erforderlich, dies wäre meist sogar kontraproduktiv.
Abbildung: Schimmelbefall und beschädigter Putz
Mythos 6: Bio-Ethanolöfen geben keine gefährlichen Emissionen ab.
Dieser Mythos ist falsch! Ethanolöfen ohne Schornsteinabzug werden häufig als dekoratives Element in Wohnräumen genutzt. Sie erzeugen durch den Brennstoff Ethanol echtes Feuer, wobei die Heizleistung sehr gering ist. Hersteller werben mit einer „rauchfreien Verbrennung“, (Bio-)Ethanolöfen würden lediglich CO2 und Wasser in die Innenraumluft freisetzen.
Einige Studien, wie beispielsweise eine Studie der IBO Innenraumanalytik OG, zeigten, dass mitunter beträchtliche Mengen an gesundheitsschädlichen, teils krebserzeugenden Substanzen wie Benzol und Formaldehyd sowie Feinstaub emittiert werden.
Ethanolöfen sind daher nicht für den Innenraum geeignet. Wenn, dann sollten sie nur bei geöffnetem Fenster betrieben werden. Herkömmliche Öfen mit Abzug/Kamin sind aus raumlufthygienischer Sicht zu bevorzugen.